Holger Karsten Schmidt: Die Toten von Marnow - Grenzen verschwimmen

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Zur Abwechslung habe ich mir mal wieder einen Deutschen Krimi gegönnt. Holger Karsten Schmidt ist ein aufgehender Stern am Deutschen Krimihimmel - und mit seinem völlig neuen Ermittlerduo Lona Mendt und Frank Elling habe ich endlich mal wieder die Chance, eine Krimireihe gleich vom Start an zu verfolgen.

Die Toten von Marnow 

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Daten

Autor: Holger Karsten Schmidt
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
ISBN: 3462047949
Preis: 16€
Broschiert, 480 Seiten


Inhalt

Als Lona Mendt und Frank Elling zu einem Mord in einem Rostocker Plattenbau gerufen werden, ahnen sie noch nicht, wie tief sie in den Fall hineingezogen werden. Beck, der Tote, wurde brutalst zugerichtet, kopfüber aufgehängt und "Kinderf***" auf seine Stirn geritzt. Schnell wird klar, dass das nicht das Motiv des Killers war, zumal kurze Zeit später eine weitere Leiche auftaucht, in einem Altenheim.

Im Fall Beck stellt sich schnell heraus, dass es sich um 2 Tatphasen handelte, wohl auch um zwei unterschiedliche Täter. Auch das gefundene Kinderpornografische Material stellt sich als Fehlspur heraus.

Inzwischen wird Elling angeboten, dass er 200.000€ bekommen soll, wenn er den Fall begräbt und die Ermittlungsakte aushändigt. Elling kommt in einen moralischen Konflikt, da er begonnen hat, viel Geld auszugeben, um Frau und Tochter halten zu können, er hat ein überteuertes Haus gekauft, lässt gerade einen überdimensionierten Pool in den Garten bauen - mit Gegenstromanlage - und seine Tochter will ein Auto. Das heißt, die Schuldenlast drückt.

Und so nimmt er zunächst die 20.000€ Anzahlung - als der Rest übergeben werden soll, wird er von einem Sonderkommando überrascht, kann aber mit Hilfe von Lona fliehen.

Natürlich ermitteln die beiden trotzdem weiter und finden schnell einen vielversprechenden Ausgangspunkt - das kleine Örtchen Marnow an der Seenplatte scheint die Opfer zu verbinden - und diese Verbindung geht bis in die DDR-Zeiten zurück.


Fazit

Ich finde das Konzept wahnsinnig spannend - und das aus gleich mehreren Gründen:

- die Verbindung der Morde in die DDR Zeit wird erst relativ spät klar und es geht nicht schon zu Beginn um die Stasi-Hintergründe der Beteiligten. Zunächst steht Elling vor seinem moralischen Abgrund, der später sogar noch ein bisschen tiefer wird.

- der moralische Abgrund, vor dem der Kommissar steht und in den auch seine Kollegin irgendwann mit hineinfällt. Man hat gerade bei Deutschen Krimis häufig den blitzsauberen, höchstens ein bisschen unkonventionellen Kommissar, der sich niemals bestechen lässt. Elling ist da erfrischend anders. Er ärgert den Lover seiner Frau, er sagt nicht immer alles zu seinem Vorgesetzten und er verschuldet sich immer tiefer, um seine Frau zu behalten und lässt sich schließlich auch bestechen. Sowas kennt man höchstens von Skandinavienkrimis, in denen die Kommissare alle geschiedene Alkoholiker sind.

All das hebt Holger Karsten Schmidt von anderen Deutschen Krimiautoren ab. Die Toten von Marnow ist anders und genau das macht das Buch wahnsinnig spannend - es beschäftigt sich nicht nur mit der Deutsch-Deutschen Vergangenheit und das unvorhersehbar. Es liefert dazu noch einen wunderbaren Gegenpol gegen die sonst so übermoralischen Kommissare. Ich finde es einfach großartig!

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