Emily Gunnis: Die vergessenen Kinder


Romane mit vielen Zeitebenen bürgen manchmal die Gefahr, dass man den Überblick verliert, deshalb in ich ehrlicherweise nicht immer der größte Fan von sowas. Doch Emily Gunnis gelingt es, die Jahre 1975, 1985 und 2015 miteinander zu verknüpfen - aber von vorne...


Die vergessenen Kinder

Daten

Autorin: Emily Gunnis
Verlag: Heyne
ISBN: 9783641323295 
Preis: 22€
Gebundenes Buch, 444 Seiten


Inhalt

Die junge und unerfahrene Polizistin Jo Hamilton wird mit ihrem Partner zu einem sehr schweren Fall familiärer Gewalt gerufen. Nur die beiden Mädchen Holly und Daisy überleben. Und sie landen im Waisenhaus von Morgate - wo einer von beiden ein düsteres Schicksal blüht.

Denn während Daisy von einer liebevollen Familie adoptiert wird, wächst die ältere Holly dort zu einem einsamen Teenager heran. 10 Jahre nachdem sie dort ankommt, verschwindet sie plötzlich spurlos. Ein Cold Case, den Jo nie lösen konnte.

Jetzt, 2015, steht Jo kurz vor der Pensionierung. Die meisten ihrer Mordfälle konnte sie erfolgreich lösen, nur der Fall Holly schwebt immer noch in ihren Gedanken. Doch dann werden Leichenteile in der Nähe von Morgate House gefunden - und diese gehören zu einer jungen Frau, deren Merkmale auf Holly treffen könnten. Endlich, so hofft Jo, kann sie Daisy Ruhe schenken und das Schicksal ihrer großen Schwester aufklären.

Und schließlich ist Holly auch nicht der einzige mysteriöse Todesfall rund um das alte Waisenhaus.



Fazit

Ich habe ja schon in meinen einleitenden Worten gesagt, dass ich nicht immer ein riesiger Fan bin, wenn zu viele Zeitebenen ineinander fließen. 

Ein bisschen ist es so auch diesmal - denn man hat nicht nur die alte Geschichte, die Jo nach 40 Jahren immer noch Schuldgefühle bereitet, scheint irgendwie schlüssig. Doch dann kommt auch noch ein Strang aus dem Jahr 1944, der von der Kurierfahrerin Olive erzählt. Irgendwie macht es das dann alles ein bisschen zu unübersichtlich und viel zu überladen und vielleicht auch ein bisschen zu konstuiert.

Wir haben ein packendes und unterhaltsames Buch, keine Frage. Aber irgendwie wirkt es dann an manchen Stellen auch alles ein bisschen zu viel, zu drüber. Irgendwie scheint man zu viele Themen hineinpacken zu wollen - von toxischen Strukturen in der Polizei über den zweiten Weltkrieg bis hin zur Misshandlung von Schutzbefohlenen.

Was aber absolut perfekt klappt ist, die dunkle Aura von Morgate zu transportieren. Gunnis nutzt hier eine bildgewaltige Sprache, die einen sofort einzusaugen scheint.

Insgesamt gibt es von mir sehr gute 3,5/5 Sternen.

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