Sarah Nisi: Haltlos
Ich muss zugeben, dass die erfolgreiche Thrillerautorin Sarah Nisi bisher noch nicht auf meinem Schirm gelandet war. Doch ihr neustes Werk springt einem mit seiner satten, blauen Aufmachung schon extrem ins Auge. Es schrie quasi danach, diese Geschichte wollte ich lesen...
Haltlos
Daten
Autorin: Sarah Nisi
Verlag: btb
ISBN: 9783442773138
Preis: 17€
Broschiert, 349 Seiten
Inhalt
Drei Monate ist es her, dass Emily ihre beste Freundin Liv bei einem schrecklichen Unfall verloren hat. Liv stürzte vor ihren Augen vor eine einfahrende U-Bahn. Emily hat die Erinnerung an diesen Tag komplett verloren. In ihrem Trauma stieg sie einfach in eine U-Bahn, sie wollte nur weg vom Ort.
Jetzt lebt Emily in Livs Wohnung und ist verzweifelt auf der Suche nach der Wahrheit. Denn sie glaubt nicht an die Unfalltheorie der Polizei und beginnt mit ihren eigenen Recherchen. Ihr Ex-Freund Alex, der Polizist, rät ihr immer wieder davon ab. Doch warum passierte der Unfall ausgerechnet im Toten Winkel der Überwachungskameras? Sie spricht mit einem Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe. Der besorgt ihr zunächst die Aufnahmen des Tages. Doch als sie mit ihm spricht, wird er plötzlich abweisend.
Außerdem lernt sie Shakes kennen, Livs Nachbarn. Der Kleinkriminelle war am Tag des Unfalls auch in der Station - doch was hat er gesehen?
Fazit
Sarah Nisi bringt das zu Papier, was einen Psychothriller ausmacht - nämlich die Tiefe im Charakter ihrer Figuren. Im Speziellen gibt sie den Figuren der Emily und des Shakes eine enorme Tiefe.
Emily verzweifelt mit jeder Entdeckung etwas mehr, fühlt sich mehr und mehr verantwortlich für den Tod ihrer besten Freundin. Doch dann hat sie plötzlich sogar extreme Zweifel an Livs Loyalität ihr gegenüber.
Auf der anderen Seite hat man Shakes, der als Kleinkrimineller im Gefängnis war und dort schlimme Dinge erlebt hat. Ihm wird jetzt allerdings sogar ein Job als Gefängniskorrespondent angeboten, um genau dies aufzuarbeiten. Verzweifelt versucht er, Emilys Vertrauen zu gewinnen. Doch was hat er wirklich zu verbergen?
Der Thriller lebt eben genau von dieser Tiefe und von der Komplexität der verschiedenen Handlungsstränge. Der Schreibstil ist angenehm flüssig, doch fehlt mir gerade anfangs ein wenig das Tempo. Das erste Drittel plätschert merkwürdig ereignislos dahin, bevor man so richtig in die Geschichte hereinfindet und irgendwie ein Verständnis für die Handlung entwickelt. Erst dann nimmt die Geschichte Tempo auf. Ich meine, solche Tempiwechsel sind für einen Thriller zwar ganz gut - wenn aber 100 Seiten so gefühlt gar nix passiert, fragt man sich dann halt schon, ob man überhaupt weiterlesen soll...
Insgesamt ein extrem guter Psychothriller, dem es für einen Weltklassethriller allerdings ein wenig an Drive am Anfang fehlt.
Von mir gibt es sehr gute 4 Sterne.
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