Valentin Gendrot: Bulle - Undercover bei der Polizei von Paris

 


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Polizisten haben es nicht leicht - das gilt wohl überall in der westlichen Welt. Sie haben Respekt verloren, sie verdienen wenig Geld dafür, dass sie teils ihr Leben aufs Spiel setzen - sie haben gnadenlose Dienste und innerhalb der Polizei gibt es bestimmte Strömungen, die als schwierig zu bewerten sind.

Valentin Gendrot hat sich auf eine ganz spezielle Mission begeben. Der französische Undercover Reporter hat sich bei der französischen Polizei eingeschlichen. Und das war erstmal gar nicht so schwer - denn die 3monatige Ausbildung zum Hilfspolizisten hat nur eine Bedingung, man muss unter 30 Jahre alt sein...

 

Bulle

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Daten

Autor: Valentin Gendrot

Verlag: Hoffmann & Campe

ISBN: 3455011586

Preis: 20€

Gebundene Ausgabe, 320 Seiten

 

Das E Book wurde mir von netgalley.de zur Verfügung gestellt...  

 

Inhalt

Valentin Gendrot ist bekannt für seine Undercover Reportagen. Doch vor seinem neuen Projekt hat er mehr als Respekt. Etwas aufgeregt fährt er nach St. Malo, um dort seine Ausbildung zum Hilfspolizisten zu absolvieren. 3 Monate dauert es - alle sind unter 30 Jahre alt. Valentin bekommt mit 29 promt den Spitznamen "Pappy", weil er der Älteste ist. Nervös ist er vor allem deshalb, weil er eigentlich relativ bekannt ist. Und weil er Bedenken, denn wenn er in dieser Testosteron geschwängerten Atmosphäre auffliegt, könnte es Prügel geben.

Knapp kommt er davon, als er eines Tages im Fernsehen zu sehen ist. Er kann die Kollegen grade so davon überzeugen, dass er das nicht ist. Er schafft die Ausbildung - doch er bekommt zunächst einmal nicht den ersehnten Job auf einer Wache in den Pariser Problembezirk. So muss er zunächst einmal 15 Monate psychisch Kranke durch die Gegend fahren. 

Doch dann schafft er es - er wird versetzt und landet in einem echten Problembezirk. Als Hilfspolizist mit nur 3 Monaten Ausbildung (Billigpolizei) startet er auf den Straßen des Bezirks. Schnell erlebt er, was das bedeutet. Größtenteils junge Männer sind mit ihm unterwegs - zwischen Langeweile bei der Türwache und brutalster Gewalt gegenüber jungen Migranten erlebt er in den 6 Monaten alles. Und er hält gleichzeitig fest, was es psychisch mit einem macht, wenn der Kollege Selbstjustiz begeht. Wenn sich ein anderer Kollege mit der Dienstwaffe aus Überforderung umbringt. Er macht mit, als Kollegen Fälle von Polizeigewalt vertuschen - um nicht aufzufliegen.

Er schafft es in den engsten Kreis, erlebt Rassismus, Brutalität und Gewalt - und schaut weg, um nicht aufzufliegen. 

 

Fazit   

Natürlich geht es um die Polizei in Frankreich - natürlich gibt es die klassische Billigpolizei mit nur 3 Monaten Ausbildung in Deutschland soweit ich weiß nicht. Auch ist vieles in Paris - soweit man es in den Nachrichten verfolgen kann - wesentlich stärker im Argen als etwa in Hamburg oder Berlin. 

So ist auch etwa der Polizist in der Statistik der Selbstmordrate nach Berufen nicht mal unter den Top 10 in Deutschland und man hat sicherlich mit etwas anderen Problemen zu kämpfen. Man bekommt in Gendrots Reportage dennoch einen guten Einblick, was es psychologisch mit einem macht. 

Besonders bewegt hat mich der Fall, bei dem Gendrot dann auch die Notbremse zieht. Ein junger Migrant (verwahrlost) hat für 68€ Kleber in einem Bastelladen geklaut - für die Kollegen steht fest: er will den Klebstoff schnüffeln. Und außerdem wird er deshalb nie belangt werden aufgrund der Geringfügigkeit. Im Auto wird der junge Mann brutal zusammengeschlagen - unter den Kollegen herrscht dabei eine totale Gleichgültigkeit. Denn der Mann kommt nicht bis zur Polizeistation - er wird vorher rausgelassen und somit wird der Vorfall nie in irgendwelchen Protokollen auftauchen.

Für mich ist "Bulle" eine bewegende Undercover-Reportage, man kann sich richtig einfühlen in die Situation, in der Gendrot steckt.


Von mir gibt es klare 5 Sterne

 

 

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