Beate Maly: Mord in der Wiener Werkstätte


Wienkrimis sind meine große Leidenschaft. 8 Jahre hatte ich selbst das Privileg, in dieser großartigen Stadt leben zu dürfen. Das großartige ist, dass die Stadt viel Raum für historische Krimis liefert. 

Beate Maly verlegt ihren Mord in die Wiener Werkstätte - jener legendären Künstlergemeinschaft, der Koloman Moser und Josef Hoffmann vorstanden. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts war man allerdings schon so fortschrittlich, dass man auch Frauen als angestellte Künstlerinnen beschäftigte.

Und in diesem Umfeld geschieht unser Mordfall.


Mord in der Wiener Werkstätte

Daten

Autorin: Beate Maly
Verlag: emons
ISBN: 9783740816797
Preis: 16€
Broschiert, 256 Seiten



Inhalt

Das Leben von Liliane ist nicht gerade einfach. Sie lebt mit ihrem Vater am Ratzengrund, einer sehr verrufenen Wohngegend. Lilis Mutter starb bei der Geburt und ihr Vater ist ein alkoholsüchtiger Spieler, der beide mit Fälscherei über Wasser halten will. Nicht gerade eine gute Lebensgrundlage in Wien um das Jahr 1906.

Und so wird Lili auch beim Stehlen aufgegriffen, vom schneidigen Kommissar Max von Krause. Der stammt aus dem verarmten Adel, jedoch wird sein Beruf als unstandesgemäß gesehen. Er hat Mitleid mit Lili und lässt sie laufen - sie soll sich aber einen richtigen Job suchen.

Und unverhofft kommt oft - denn schon auf dem Heimweg kommt sie zufällig an der Wiener Werkstätte vorbei, als die resolute Helene gerade die unfähige Putzfrau vor die Tür setzt. Lili kann ihr Glück kaum fassen, denn Helene stellt Lili ein.

Kurze Zeit später jedoch, Lili putzt bis spät in die Nacht, kommt die arrogante Künstlerin Rita in die Werkstatt und will Lili nicht mehr sehen. Sie will alleine arbeiten. Deshalb beschließt Lili, am nächsten Morgen schon ganz früh loszulegen, um die Spuren von Ritas Arbeit noch beseitigen zu können.

Doch dazu kommt es nicht, die junge Frau liegt auf dem Boden, erschlagen mit einem von Helenes Entwürfen. Und wieder begegnet Lili Kommissar von Wagner, der die Ermittlungen übernimmt.

Doch von Wagner ist mehr als beschäftigt mit dem Fall eines verschwundenen Rings, der im Palais von Falkenstein bei einer Veranstaltung mutmaßlich gestohlen wurde.

Und nochmal einen Tag später ist Leopoldine, die Keramikerin, spurlos verschwunden. Ihre Leiche wird aus dem Donaukanal gezogen, sie wurde erwürgt und dann ins Wasser geworfen.

Nun beginnt ein komplexer Fall, in den sich Lili mehr und mehr involviert - und schließlich sogar in Lebensgefahr begibt.



Fazit

Ein Roman wie eine Zeitreise - der sich auch der Leistung der weiblichen Künstlerinnen in der durchaus fortschrittlichen Wiener Werkstätte widmet. Spannend finde ich aber auch die soziale Schichtung, die Lili einfach mal komplett durchsticht, nur weil sie einen Job als Putzhilfe annimmt. Es ist die Geschichte einer grandios mutigen Frau.

Da kann man ein bisschen drüber hinwegsehen, dass Wien um die Jahrhundertwende schon gut 2 Millionen Einwohner hatte. Rein zufällig arbeitet die Nachbarin von Lili im Palais, in dem der Ring verschwand und es gibt noch ein paar mehr Zufälle, die irgendwie ein bisschen sehr zufällig wirken, die kann ich hier aber nicht verraten...

Insgesamt gibt es einen grandios spannenden Roman mit gut recherchierten Hintergründen, denn sogar die Namen der Künstlerinnen sind der Realität entnommen. Und auch die Rolle der jungen Frauen in der Wiener Werkstätte dürfte wohl die Realität Wiederspiegeln.

Von mir gibt es trotz kleiner "Der Zufall ist doch zu zufällig" Momente ganz klare 5 Sterne.

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