Leonie Plaar: Meine Familie, die AfD und ich


Egal aus welcher Perspektive: Die Alternative für Deutschland ist ein gesellschaftlich höchst brisantes Thema. Ein Thema, das spaltet und das nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Familie am Küchentisch.

In der Familie der politischen Aktivistin Leonie Plaar ist das besonders extrem. Alle ihrer näheren Verwandten wählen nicht nur die AfD, sie sind sogar Mitglieder. Und darum hat sie sich von ihnen loszusagen...



Meine Familie, die AfD und ich

Daten

Autorin: Leonie Plaar
Verlag: Goldmann
ISBN: 9783442320035
Preis: 18€
Broschiert, 192 Seiten



Inhalt

Leonie Plaar ist 31 Jahre alt und sie ist queer. Damit gehört sie als queere Frau nicht unbedingt ins Klientel der Partei, die ihr Familienleben bestimmt. Denn ihre Parteivorsitzende ist ja nicht "queer". Sie hat lange mit sich selbst gekämpft, Familienfeiern endeten oft in Tränen auf der Gästetoilette.

Dabei hat sie sogar Geschichte studiert, ist also mit sachlichen Argumenten durchaus vertraut. Doch insbesondere ihr Vater - den sie nur noch Erzeuger nennt - ist dieser Sachlichkeit nicht mehr zugänglich. Das führt schließlich sogar dazu, dass sie den Kontakt zu ihrer Familie sogar abbricht - was sie heute, 2 Jahre danach, als eine der besten Entscheidungen sieht.

In ihrem Buch zeigt sie auf, dass die Diskussion mit AfD Anhängern nicht unbedingt zum Kontaktabbruch führen muss. Sie zeigt mit sachlichen Argumenten, wie man in einer solchen Diskussion auf die typischen Argumente eines AfD Anhängers reagiert. 



Fazit

Ich habe Glück - ich kenne in meinem engeren Umfeld niemanden, der offen Positionen der AfD unterstützt. Ich kann natürlich nicht ausschließen, dass keiner die wählt. Und ich muss ja nur "dagegen" argumentieren, wenn jemand diese Positionen offen zeigt.

Natürlich treffe ich, besonders im Job als Statistikerin im ÖPNV, öfters auf rechte Positionen, ich habe aber nicht den extremen Druck, den es im Umfeld von Leonie gab. Denn das stelle ich mir ganz schrecklich vor.

Es gelingt Leonie, auf eine beeindruckend sachliche Art zu zeigen, wie man AfD Positionen gegenübertreten sollte. Sie schafft mit ihrer persönlichen Geschichte dabei natürlich weder eine Bedienungsanleitung für den Prototyp rechter Ideologist. Ich glaube aber, sie schafft es, Menschen in ihrer Position abzuholen und beim Argumentieren zu helfen.

Sie zeigt dabei auch Dinge und Entwicklungen in der AfD auf, die ich - die ich mich bisher nicht wirklich mit dieser Partei auseinandergesetzt habe - noch nicht kannte und mir gezeigt haben "OK, es ist noch schlimmer als ich gedacht habe...".

Es ist enorm schade, dass dieses Buch die Zielgruppe - also AfD Anhänger - kaum erreicht. Und auch für die wirklich guten Argumente sind die meisten ja nicht mehr wirklich zugänglich. Meine Position in eventuellen Diskussionen hat sie jedenfalls mit deutlichen Fakten unterstützt - ich bin jetzt mehr als ready für die nächste politische Diskussion.

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